Unsere Bildungsprojekte

Sie interessieren sich für unsere Arbeit? Sie möchten wissen, was politische Bildung bei uns ganz konkret bedeutet?

Hier geben wir Ihnen Einblicke in unsere aktuellen Projekte, Begegnungen und Ideen. Ob internationale Jugendbegegnungen, Studienreisen, thematische Exkursionen oder die Arbeit an einer Chronik – unsere Bildungsprojekte sind so vielfältig wie die Menschen, die daran teilnehmen.

Schauen Sie selbst – hier finden Sie eine Auswahl unserer Aktivitäten. Vielleicht ist ja auch etwas für Sie dabei!

Sie planen ähnliche Projekte? Dann kontaktieren Sie uns gern:
Tel. 05351 52093-60
info@pbh-hvhs.de

50 Jahre Politische Bildungsstätte Helmstedt

deutsch-tschechischer Jugendaustausch

Der 17. Juni 1953 – Lehren für die Sicherheitspolitik von heute

Menü

In unserer Chronik „Ein halbes Jahrhundert Bildungsarbeit: Die Geschichte der Politischen Bildungsstätte Helmstedt“ beleuchten wir nicht nur die Historie der PBH, sondern schlagen auch inhaltliche Brücken zu politischen Kontexten von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Die Chronik vermittelt nicht nur die Entwicklung demokratischer Werte, sondern setzt auch einen besonders starken Fokus auf bedeutende politische Themen, insbesondere im Kontext der Nachhaltigkeit, welche in den Seminaren der PBH regelmäßig im Mittelpunkt stehen.

Unser Buch geht über die einfache Aufzeichnung von Ereignissen hinaus, indem es die innovativen Ansätze der politischen Erwachsenenbildung in der Vergangenheit und Gegenwart hervorhebt. Wir erkunden nicht nur unsere eigene Geschichte, sondern setzen sie in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext, um ein umfassendes Verständnis für die Entwicklungen demokratischer Werte zu fördern.

Mit dem klaren Ziel, den Zugang zur politischen Bildung nachhaltig zu erleichtern, wird die Chronik kostenlos verteilt und als Arbeitsmaterial in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt genutzt. Auf diese Weise wird sie nicht nur zur historischen Dokumentation, sondern auch zu einem praktischen Instrument für Seminare und Lehrveranstaltungen, die sich intensiv mit aktuellen politischen Themen, nachhaltigen Praktiken und den innovativen Ansätzen der politischen Erwachsenenbildung auseinandersetzen.

Im Juni 2025 kamen eine Gruppe von sicherheitspolitisch interessierten Reservisten aus Niedersachsen in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt zusammen, um mit dem Referenten Joachim Bussiek, ehemaliger Bundeswehr-Offizier und Experte für geopolitische Entwicklungen, aktuelle Herausforderungen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu beleuchten.
Im Zentrum der Woche stand der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. Gemeinsam arbeiteten die Teilnehmenden die Ursachen, den Verlauf und die Folgen dieses historischen Ereignisses auf und diskutierten Parallelen zu heutigen Grenzkonflikten, insbesondere in der Ukraine und im Baltikum. Hierbei wurde auch deutlich, wie sich sicherheitspolitische Lagen seit dem Kalten Krieg verändert haben und welche Faktoren damals wie heute prägend sind.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der NATO: Die Reservisten verglichen ihre Rolle und Struktur während des Kalten Krieges mit den Herausforderungen der Gegenwart, etwa im Hinblick auf neue globale Akteure, hybride Bedrohungen oder das Spannungsfeld zwischen transatlantischer Partnerschaft und europäischer strategischer Autonomie. Auch die Reformpolitik unter Michail Gorbatschow sowie der Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsmacht flossen in die Diskussionen ein.
Ein besonderes Erlebnis war die Exkursion nach Berlin. Dort konnten die Teilnehmenden am Platz des 17. Juni und bei einem Rundgang entlang der ehemaligen innerstädtischen Grenze eindrücklich erleben, wie Erinnerungskultur unser sicherheitspolitisches Denken bis heute prägt. Der Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße hinterließ nachhaltige Eindrücke, insbesondere die Berichte über Fluchtversuche und die Mechanismen der Grenzsicherung.
Am Abschlusstag stand die Frage im Mittelpunkt, welche Lehren aus 1953 für die Sicherheitspolitik im Jahr 2025 gezogen werden können. Diskutiert wurden Themen wie die Stärkung der Bundeswehr, der Ausbau der Rüstungsproduktion, gesellschaftliche Resilienz sowie neue Modelle eines freiwilligen Wehrdienstes nach dem Vorbild Schwedens.
Neben den intensiven fachlichen Diskussionen kam auch die persönliche Begegnung nicht zu kurz: Ein gemeinsamer Grillabend bot Gelegenheit zum Austausch und zur Netzwerkpflege in entspannter Atmosphäre.

Im April 2025 fand in der Politischen Bildungsstätte Helmstedt erstmals ein deutsch-tschechischer Jugendaustausch statt, der an die langjährige Tradition des Internationalen Hauses Sonnenberg anknüpft. Nach dessen bedauerlicher Schließung war für uns als PBH klar: Ein so bedeutendes Projekt darf nicht enden. Mit großer Motivation haben wir daher ein neues Austauschprogramm entwickelt, das dem historischen Anlass des Jahres 2025 gerecht wird.

Unter dem Titel „Gemeinsam nach vorne blicken – 80 Jahre Kriegsende und deutsch-tschechische Verständigung“ trafen sich junge Menschen aus Deutschland und Tschechien, um eine intensive Woche des gemeinsamen Lernens und Lebens unter einem Dach zu erleben. Die Teilnehmenden kamen von drei Schulen:

  1. der Gesamtschule Porta Westfalica,
  2. dem Berufskolleg Senne (Bielefeld) und
  3. dem Cyrilometodějské Gymnázium aus Prostějov, Tschechien.

Begleitet wurden sie von engagierten Lehrkräften aus beiden Ländern sowie mehrsprachigen erfahrenen Teamerinnen . Die Teamerinnen waren für die Gestaltung des Programms sowie die Sprachmittlung zwischen Deutsch, Tschechisch und Englisch verantwortlich. Sie trugen entscheidend dazu bei, dass alle Teilnehmenden aktiv eingebunden und sprachlich abgeholt wurden.

Die gemeinsame Projektsprache war Englisch – ein bewusster Schritt, um eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu schaffen und den Austausch auf Augenhöhe zu fördern.

Im Zentrum der Woche standen zentrale Fragen zur Geschichte und Gegenwart Europas: Wie entstehen Konflikte? Wie können sie gelöst werden? Welche Rolle spielen Sprache, Kultur und Kommunikation? In Workshops, Diskussionsrunden, Gruppenarbeiten und interaktiven Modulen arbeiteten die Jugendlichen an diesen Themen – immer mit Bezug zur deutsch-tschechischen Geschichte des Zweiten Weltkriegs und seinen Auswirkungen bis heute. Dabei wurden Teamarbeit, gegenseitiges Vertrauen und ein respektvolles Miteinander großgeschrieben. Gleich zu Beginn wurden gemeinsame Gruppenregeln aufgestellt, die für die gesamte Woche Orientierung gaben.

Das Jahresthema 2025 – „Wie sagt man heute ‚Nie wieder‘?“ – begleitete uns durch die gesamte Begegnung. Es bot Raum für Diskussionen über Erinnerungskultur, Verantwortung und europäische Friedensarbeit. Denn das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert nicht nur einen historischen Einschnitt, sondern auch die Grundlage für die europäische Integration und die heutigen internationalen Beziehungen.

Ein besonderer Dank gilt dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch sowie den Fördermitteln aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes. Ohne diese Unterstützung wäre dieser wertvolle Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung nicht möglich gewesen.

Wir blicken dankbar auf eine intensive, erkenntnisreiche und berührende Woche zurück – und freuen uns auf die Fortsetzung dieser wichtigen Begegnungen.